Wer in Hamburg oder Umgebung eine Altbauwohnung sein Eigen nennt, kennt das Phänomen: hoher Charmefaktor, einzigartige Grundrisse, vielleicht sogar Stuck an der Decke – aber auch knifflige Situationen bei der Küchenplanung. Bei einem Küchenkauf in einer Altbauimmobilie stößt man schnell auf Stolpersteine, die bei Neubauten kaum eine Rolle spielen. In unserem Küchenstudio in Hollenstedt beschäftigen wir uns regelmäßig mit genau diesen Herausforderungen. Wie geht man also an die Planung einer Küche im Altbau heran, ohne den Verstand zu verlieren oder das Budget zu sprengen?
Warum ist die Küchenplanung im Altbau komplexer als im Neubau?
Altbauwohnungen erzählen Geschichten – durch knarzende Dielen, krumme Wände und Decken, die selten dieselbe Höhe haben. Damit bringen sie zwar Charakter mit, aber eben auch technische Herausforderungen. Während Neubauten oft auf Funktionalität und klare Linien ausgelegt sind, bedeutet der Altbau meist: improvisieren, anpassen und tricksen. Klassiker wie heimtückische Rohrleitungen, überraschend freiliegende Stromleitungen oder nicht normgerechte Nischen gehören fast schon zum Alltag.
Hinzu kommt, dass Wandflächen in Altbauten oft nicht tragfähig genug für jeden Oberschrank sind. Oder dass Wasser- und Stromanschlüsse an Stellen sitzen, die kein Planer freiwillig ausgewählt hätte. Genau hier beginnt unsere kreative Phase – wir sehen nicht das Hindernis, sondern die Chance, eine Küche zu entwerfen, die wirklich einzigartig ist.



Wie geht man mit ungeraden Wänden und schiefen Böden um?
Das Zauberwort lautet: Millimetergenaues Aufmaß. Bei der Küchenplanung im Altbau darf nichts „so ungefähr“ sein. Kein Winkel ist exakt 90 Grad, keine Ecke wirklich rechtwinklig. Deshalb messen wir mit digitalen Messsystemen – manchmal dreimal, wenn’s sein muss. Wer mit Katalogmaßen plant, verliert meist schon im ersten Schritt.
Schiefe Böden gleichen wir mit höhenverstellbaren Möbelfüßen aus. Für krumme Wände arbeiten wir mit passgenauen Trockenbau-Elementen oder speziell angepassten Arbeitsplatten. Manchmal ist es sinnvoll, bewusst Abstand zur Wand zu lassen und mit Blenden zu arbeiten. Ja, das frisst ein paar Zentimeter, aber rettet oft den Look und die Funktionalität.
Welche Rolle spielen Strom- und Wasseranschlüsse in der Altbauküche?
Eine entscheidende – und manchmal nervenaufreibende. Im Altbau sind die Anschlüsse dort, wo sie nun mal gerade sind. Und selten da, wo man sie bei einer modernen Küchengestaltung braucht. Viele Altbauten haben alte Elektroinstallationen, teilweise mit Stoffummantelung statt moderner Leitungen. Hier ist eine Bestandsaufnahme Pflicht. Wir arbeiten mit Elektrotechnikern und Installateuren, um die Voraussetzungen zu prüfen – und gegebenenfalls zu modernisieren.
Bei Wasseranschlüssen stoßen wir oft auf nicht standardisierte Höhen oder fehlende Abflusssysteme. Auch hier helfen maßgeschneiderte Lösungen. Manchmal müssen Geräte wie Spülmaschine oder Herd einfach „um die Ecke denken“, weil der Anschluss nicht anders installiert werden kann. Wichtig ist: keine Kompromisse bei Sicherheit und Hygiene – lieber einmal ordentlich angepasst als später mit einem Wasserschaden kämpfen.
Welche gestalterischen Möglichkeiten gibt es trotz der baulichen Eigenheiten?
Altbauküchen haben keinen Anspruch auf Perfektion, dafür umso mehr auf Stil. Und genau da liegt der Reiz. Eine massgeschneiderte Küche kann die Eigenheiten nicht nur kaschieren – sie kann sie sogar bewusst ins Zentrum rücken. Wer sagt, dass jeder Schrank standardbreit sein muss? Warum nicht eine asymmetrische Lösung planen, die sich wie selbstverständlich in die Architektur einfügt?



Hängeschränke statt Hochschränke, offene Regalböden, Echtholz-Akzente oder freistehende Module – wir haben schon Küchen geplant, bei denen das Fenster auf Arbeitshöhe lag oder ein gemauerter Pfeiler plötzlich als stylisches Designelement eingebunden wurde. Altbau bedeutet oft auch, das Rad neu zu erfinden – aber genau das macht Spaß.
Wie lassen sich moderne Geräte mit alter Bausubstanz kombinieren?
Moderne Küchentechnik ist kein Hindernis, sondern ein spannender Kontrast. Manchmal wirkt ein hochglänzendes Induktionskochfeld zwischen abgenutztem Fliesenspiegel fast wie ein Statement. Wichtig ist die richtige Einpassung. Kühlschränke mit Sondermaßen, Backöfen mit Frontverkleidung, Dunstabzüge mit Umluft statt Abluft – wir kennen die Stellschrauben, um modernste Technik in alte Räume zu integrieren, ohne dass es wie ein Fremdkörper wirkt.
Ein häufiger Stolperstein ist die richtige Belüftung. Gerade bei tragenden Außenwänden kann ein klassischer Dunstabzug fast zur Unmöglichkeit werden. Dann sind Umluftsysteme mit Filtertechnologie gefragt – oder kreative Lösungen mit Schachtverkleidung und Trockenbau. Wichtig: Technik soll funktionieren, aber nicht dominieren. Besonders im Altbau lebt die Küche vom Stil – und der Technik, die sich harmonisch unterordnet.
Lohnt sich eine individuelle Küchenplanung im Altbau wirklich?
Wer einen Altbau liebt, liebt ihn oft mit allen Ecken und Kanten. Die Küche sollte zur Wohnung passen – nicht von der Stange sein wie ein IKEA-Regal im Künstlerloft. Eine maßgeschneiderte Küchenlösung bringt nicht nur optisch mehr aus dem Raum heraus, sondern auch funktional. Mehr Stauraum, bessere Ergonomie, mehr Freude beim Kochen und Leben.
Wir in Hollenstedt erleben regelmäßig, wie erstaunt Kunden sind, wenn aus einem scheinbar unmöglichen Raum am Ende eine Traumküche wird. Das liegt nicht an Zauberei, sondern an Erfahrung, Kreativität – und einem Team, das keine Angst vor schiefen Wänden hat. Im Altbau ist nichts Standard – warum sollte es die Küche sein?